Als Kind war ich Mitglied in vier verschiedenen Leihbüchereien, weil jede Bücherei jeweils andere Bücher von Jules Verne hatte. Ich verschlang diese Bücher regelrecht und malte mir aus wie es wäre, wenn ich bei Reisen zum Mittelpunkt der Erde oder zum Mond dabei sein könnte.
Als Erwachsener kaufte ich mir nach und nach die Werke von Jules Verne in einer sehr hübsch gestalteten Ausgabe und war überrascht, als ich erfuhr, dass es keinen zweiten Band von der Reise zum Mittelpunkt der Erde gibt.
Dabei war ich als Kind doch selbst mit auf dieser zweiten Reise gewesen.
Am Tag meiner Geburt gewinnt Eintracht Frankfurt in der Bundesliga 1:0 gegen Borussia Neunkirchen (Ja, die waren tatsächlich mal in der Bundesliga). Außerdem wird in New York mit der Verrazano-Narrows-Brücke die bis dato längste Hängebrücke der Welt feierlich eröffnet. Irgendwie passt das Bild einer Brücke ganz gut zu meiner Lebensphilosophie. In jedem Moment meines Lebens befinde ich mich auf einer Brücke und überquere kleine und große Hindernisse, die es überwinden gilt. Wenn ich hinter mich schaue, dann blicke ich auf meinen bisherigen Weg mit all meinen Erfahrungen und Erlebnisse. Vor mir ist ganz viel Neues, was ich sehen, erleben und wissen will. Meine größte Tugend und zugleich Schwäche ist meine unbändige Neugier. Wie funktioniert ein Gerät, warum entscheidet sich eine Person X für die Lösung Y statt z, warum ist etwas so wie es ist, warum macht man dies oder jenes nicht anders, was macht Person XY im Job genau, und, und, und.
Jeden Tag die Welt ein winziges Stückchen besser machen ist mein Ziel. Aber dazu ist viel Wissen notwendig. Und das eignet man sich nur durch Neu- und Wissbegier an.
Im Jahre 2009 fand ich in der Frankfurter Rundschau einen Artikel, der mich völlig in seinen Bann zog. Mein ganzes Leben lang hatten mich Erfindungen aus längst vergangenen Zeiten und die Ästhetik alter Maschinen und Geräte fasziniert. In meiner Jugend schleppte ich kistenweise alte Bücher und Unmengen an Röhrenradios nach Hause. Der Klang von mindestens zehn alten Dampfradios, die alle auf den gleichen Sender eingestellt waren, ist einfach unvergleichlich schön. Meine Billy-Regale baute ich während der Jahrtausendwende im Kolonial-Gründerzeit-Phantasie-Stil um und trimmte irgendwelche Apparate auf ein Aussehen, das wohl eher im 19. Jahrhundert zu vermuten gewesen wäre.
Und dann las ich in der Rundschau, dass ich mit dieser Passion nicht alleine auf der Welt bin. In dem Artikel fand ich sogar einen Namen für dieses Genre.
Er lautet:
STEAMPUNK
Im Internet fand ich eine Gemeinschaft von ähnlich positiv Verrückten und seitdem pflege ich einen regen Gedankenaustausch rund um das Thema Steampunk. Meine Apparate baue ich übrigens fast ausnahmslos aus Materialien, die vom Sperrmüll, Schrottplatz oder Flohmarkt stammen. Manchmal bekomme ich auch defekte oder veraltete Gerätschaften, denen ich neues Leben einhauche.
Unsere Wegwerfgesellschaft geht mir gewaltig auf den Senkel. Da werden Ressourcen einfach so vernichtet, als hätten wir noch irgendwo einen Ersatzplaneten in einem riesigen Lager irgendwo im Weltall rumliegen, mit dem wir unseren Planeten reparieren können, wenn er endgültig hinüber ist.
Vita:
- Abitur: Leistungskurse Physik und Deutsch (Wirklich wahr)
- Gesellenbrief als Elektriker
- 1 Semester BWL – Abbruch wegen der vielen Zahlenschlossköfferchenträger
- 20 Monate Zivildienst in einem Altenpflegeheim in Dreieich
- Dipl. Ing. Medizintechnik, THU – Ulm
- Praxissemester und Diplomarbeit bei Busse Design Ulm
- Systemadministrator & Controller am Theater
- Verkaufsingenieur Heizung & Solartechnik
- Leiter Veranstaltungsservice & Projektleiter im Ticketing bei Frankfurt Ticket
- Berufsunfähigkeit aufgrund Morbus Sudeck (CRPS) – Fuck!!!
- Drei wundervolle neugierige Kinder
- Ledig
Steckenpferde:
- Musik von Johann Sebastian Bach und Blues
- Flohmärkte
- Museumsbesuche
- Vorleser an einer Grundschule
- Klarinette & Saxophon
- Über vergangenes und kommendes Leben philosophieren
- Steel Dart beim DC Cavemen in Frankfurt