Die sprechende Urne


Eines Tages dachte ich darüber nach,
wie meine eigene Beerdigung mal ablaufen soll.

Ich habe mich dann gefragt, ob man eigentlich seine eigene Urne bauen darf.

Ja, man darf seine eigene Urne bauen, wenn bestimmte Vorgaben erfüllt sind.
Beim Bestatter-Blog www.bestatterweblog.de fand ich viele Informationen zum Thema Urnen. Was ich erstes lernte war, dass bei einer Beerdigung eigentlich zwei Urnen begraben werden. Da gibt es die eigentliche Aschenurne, die vom Krematorium kommt und ziemlich unansehlich ist. Deshalb wird die Aschenurne in die sogenannte Schmuckurne gesteckt. Das ist also wie bei diesen russischen Puppen, bei der sich eine Puppe in einer etwas größeren Puppe versteckt.

Neben der Materialauswahl spielt auch die Größe der Schmuckurne eine wichtige Rolle.
Die Aschenurne des Krematoriums hat eine Größe von ca. 220x170mm.
Die Schmuckurne darf hingegen nicht größer als 250x250mm sein.
Das Material sollte innerhalb der Ruhefrist im Urnengrab zerfallen sein. Holz, Gips, Ton, Blech und andere Materialien sind heirfür geeignet.

Während ich fröhlich meine Urne baute, dachte ich weiter über meine Beerdigung nach. Vielleicht gibt es ja ein paar Leute, die mir eigentlich noch etwas sagen wollten, bevor ich mich aus dem Staub mache. Oder besser gesagt: Zu Staub machen lasse.
Für diese Leute habe ich einen Schlitz in der Urne angebracht. Bevor die Trauerzeremonie beginnt, lasse ich kleine Kärtchen verteilen. Auf diesen Kärtchen dürfen meine Gäste mir in kurzen Worten noch etwas mitteilen und diese Kärtchen in den dafür vorgesehenen Schlitz in der Urne werfen. Im Jenseits habe ich wahrscheinlich genug Zeit die Kärtchen zu lesen. Es sei denn, ich werde ziemlich schnell als Stabheuschrecke wiedergeboren und kann deshalb nicht lesen. Oder aber die ominösen 72 Jungfrauen beanspruchen mich extrem mit Rasen mähen, Kochen, Werkstatt aufräumen, Einkauf erledigen und ähnlichen Dingen und ich bin zu k.o., um dann noch etwas zu Lesen.

Wer wird wohl eine Rede halten? Ein Pfarrer eher nicht, weil ich schon zur Jahrtausendwende aus der Kirche ausgetreten bin, obwohl ich über zehn Jahre Messdiener war. Es sollte jemand eine Rede halten, der mich sehr gut kennt. Und wer kennt mich am Besten? Die Antwort lautet. Ich selbst.

Also habe ich aus Grabvasen (wie passend) und einem alten Küchenuhrgehäuse einen MP3-Player gebastelt und meine Grabrede aufgesprochen. Ein Klick auf das Bild führt zu einem Film bei Youtube.

Der MP3-Player wurde gefertigt aus:

  • Holzgehäuse einer kaputten Küchenuhr
  • 2 Kunststoffgrabvasen, die mit Schwarz/Gold krakeliert wurden
  • 2 alte Bildschirmlautsprecher, die in die Vasen eingebaut wurden
  • Fuß und Schwenkgelenke einer alten Nachttischlampe (Damit können die Grabvasen für den perfekten Hörgenuss in verschiedene Richtungen gekippt werden)
  • Batteriehalter 3×1,5V AA
  • MP3-Soundmodul mit 3 Watt max. Leistung
  • Uralte Fernbedienung eines DVD-Player, die etwas umgebaut wurde, um den IR-Sensor des Moduls anzusprechen und zu steuern
  • USB-Stick
    Bis zum letzten Gebrauch für mich benutze ich das Gerät zur Beschallung des Gartens mit Musik beim Grillen

Die Urne wurde gefertigt aus:

  • 12mm Multiplexplatten Birke
  • Holzleisten zur Abdeckung der Schnittkanten
  • Sperrholz 1,5mm für die Laubsägearbeiten an Ornamenten und Schrift
  • Holzbeize mahagoni
  • Goldlack antik
  • Alle Materialien sind biologisch unbelastet
    Bis zum letzten Gebrauch für mich benutze ich die Urne als Aufbewahrungsbox für Stifte und Kleinkram

Die Inschrift „Macht’s gut“ ist durchaus mehrdeutig gemeint.