Der Briefkasten


Der wahrscheinlich
sicherste und
höflichste
Briefkasten
der Welt


Komischerweise wird bei mir immer alles viel größer und völlig anders, als ursprünglich gedacht. (2. Heddernheim’sches Postulat)

Ich hatte ein Problem.
Der Briefschlitz in meiner Haustür ist zu klein für Zeitungen und ich musste mich bücken, um an die Zeitung zu kommen, die auf einer oftmals nassen Fußmatte landete. Naturwissenschaftler werden nach einiger Zeit des Nachdenkens darauf kommen, dass dadurch auch die Zeitung nass wurde.
Außerdem wurde die Zeitung manchmal von der Vierbeinerin mit rumänischem Migrationshintergrund einfach aufgegessen.

Es gab mehrere Möglichkeiten, um Abhilfe zu schaffen.
– Zeitung abbestellen (schlecht)
– Schlitz in der Tür vergrößern (ganz schlecht)
– Auffangkorb innen an den Schlitz montieren (besser)
– Ein Zeitungsrohr außen vor der Haustür anbringen (gut)



Auf einem Flohmarkt fand ich eine alte Kohlenschütte aus Messing, die sich eigentlich perfekt zu einem Zeitungsrohr umbauen ließe.
Kostete auch nur 5 Euro. Kurz bevor ich die Kohlenschütte bearbeiten wollte, schaute ich mal kurz ins Internet. 400 Euro wurden da für so eine Schütte aufgerufen. Das entspricht ungefähr einem Auto mit einem halben Jahr TÜV. Also wurde Kohlenschütte nicht bearbeitet und ich brauchte eine neue Idee.

Wie immer, wurde aus einer einzigen Idee ein ganzes Sammelsurium an Ideen und ich baute einfach mal drauf los.

Da meine damalige Zeitungsboten manchmal auch die Angewohnheit hatten, die Zeitung einfach vor die Haustür zu schmeißen, mussten sie entweder motiviert oder in den Hintern getreten werden.
Wer mitten in der Nacht, bei Wind und Wetter Zeitungen austrägt, hat meinen Respekt verdient. Die Zustellung bei mir sollte ein Highlight auf der Tour werden und die Zusteller zum Schmunzeln bringen.
Der Postbote musste ebenfalls motiviert werden, weil er manchmal interessante Zustellungsmethoden hatte.
Also beschloss ich ein sprechendes Zeitungsrohr zu bauen, das sich nach erfolgreicher Zustellung bedankt.

Für 6 Euro bekommt man Sprachmodule, die Platz für zehnsekündige Aufnahmen bieten. Die Module haben ein Mikrofon, einen Lautsprecher und einen Fotowiderstand, der dafür sorgt, dass die Nachricht abgespielt wird, sobald er „verdunkelt“ wird. Die Nachrichten kann man immer wieder neu aufsprechen und den jeweiligen Situationen immer wieder neu anpassen.
Wenn ein Zusteller öfter zu spät kommt. kann er mit den Worten „Na? War’s mal wieder spät gestern Abend? Trotzdem einen schönen Tag noch“, begrüßt werden. Sollte es regnen, dann könnte man die Tour musikalisch mit „Raindrops are falling on my head“ begleiten. Und für Halloween fällt mir bestimmt auch noch etwas ein.

Mitten in diese Überlegungen platzte die Einladung für den Big Tech Day in München und es änderte sich alles. Ich sollte einen Vortrag über Steampunk vor Physikern, Informatikern und Ingenieuren halten. Statt Gedanken über mein Zeitungsrohr, machte ich mir Gedanken, was diesen Berufsgruppen gefallen könnte. Deshalb wurde aus dem geplanten sprechenden Zeitungsrohr der wahrscheinlich sicherste und höflichste Briefkasten der Welt.

Mit einem Klick auf das Bild kommt man zu einem Film bei Youtube

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